Bienvenue au Senegal - Besuch aus Deutschland

29Mai2016

Nach einigem Schulstress, dem Fertigstellen des Praktikumsberichts und den Visumsproblemen schaffe auch ich es an einem späten Sonntagabend wieder einmal mich auf unserem Blog zu Wort zu melden. Obwohl ich nicht an der Pilgerwanderung nach Popenguine teilgenommen habe, habe ich in der letzten Woche doch auch einiges erlebt. Pünktlich zur Halbzeit unseres Praktikums kündigte sich nämlich Besuch aus dem verregneten Eichstätt an. 

Vorletzten Mittwoch konnte ich nämlich meinen Freund endlich nach knapp 3 Monaten wieder in die Arme schließen. Leider war es verboten ihn in der Empfangshalle abzuholen uns so musste er erst einmal an unzähligen Schwarzen, die ihm ein überteuertes Taxi, oder senegalesische Simkarten anboten, vorbei. Zum Glück fanden wir uns trotzdem sofort und auch unser Taxifahrer, der beim Warten bei 25 Grad fast erfroren wäre, war darüber sehr erleichtert. Bei der Wiedersehensfreude wurde dann auch das klapprigeTaxi, das natürlich erst mal nicht ansprang zur Nebensache. In Thiès angekommen saß die ganze Familie schon wie auf Kohlen und begrüßte den dritten Toubab in der Familie herzlich. 

Weil am Donnerstag günstigerweise der Religionsunterricht ausfiel, konnte ich Jonas in Ruhe meine vorübergehende Heimatstadt zeigen. Was mich allerdings selbst sehr verwunderte war, dass die Senegalesen auf der Straße, aber auch auf dem Markt total anders reagieren, sobald sie eine Weiße in Begleitung eines Mannes sehen. Wir wurden kaum angesprochen und die Angebote unnötiges Zeug zu kaufen hielten sich in Grenzen. Nach dem Marktbesuch und dem Standtspaziergang mussten wir zwar den Deutschen erst einmal mit reichlich Wasser aus dem Supermarkt eindecken, aber dennoch kam Thiès auch bei gut 30 Grad sehr gut an. Nach einer Stärkung mit einem typisch senegalesischen Gericht, konnte man sich dann auf der Dachterasse auch den ersten Sonnenbrand einfangen.

Da Freitag bei mir wieder Schule angesagt war, beschloss ich Jonas einfach mitzubringen, da die Schulkinder sich in der Regel über jeden Besuch freuen. Als wir in der ersten Klasse ankamen, konnte ich feststellen, dass ich recht behalten habe, denn der Besucher war innerhalb von Sekundenbruchteilen von kleinen schwarzen Kindern umringt, die ihm begeistert ihre kleinen Hände entgegenstreckten. Obwohl die Schulbänke der Erstklässler für einen 25-Jährigen doch etwas klein waren, saß er zwischen den Kids und strahlte mit ihnen um die Wette. Als die Klasse dann noch ein Lied anstimmte, wusste ich nicht wer in dem Moment glücklicher strahlt - er oder die Kinder. Nach dem Vormittag in der Schule ging es dann nach Popenguine zum Strand. Mein Bruderherz Barth kam mit Teri nach, da er das erste mal seit Wochen wieder einmal den seltenen Drang verspürte bis 13 Uhr im Büro zu arbeiten. Das Wasser hatte im Gegensatz zu sonst auch eine angenehme Temperatur und so konnten wir die rießigen Wellen in vollen Zügen genießen. Dank der ganzen Euphorie habe ich mich sogar zu einem kurzen Strandlauf hinreissen lassen, was dazu führte, dass wir auch noch ein paar kleine wunderschöne Buchten entdeckten. Bei Abenddämmerung ging es dann zurück nach Hause, um uns für den großen Wochenendausflug zu erholen.

Unser Wochenendausflug führte uns nach Bandia, einen nahegelegenen Nationalpark. Nach dem Frühstück brachen wir am Gare Routier mit einem 7-Place Auto auf. Da das aber eigentlich an einen anderen Ort fuhr, wollten wir dem Fahrer mitteilen, dass wir auf etwa halber Strecke aussteigen wollen. Zu unserem Unglück verstand der Fahrer kein Wort Französisch und kannte auch den Nationalpark nicht. Mit Übersetzungsarbeit der anderen Mitfahrer konnten wir dann aber doch noch am richtigen Ort aussteigen. Am Eingang des Nationalparks angekommen, mussten wir an der Kasse wieder einmal den doppelten Betrag, als die Einheimischen zahlen. Hier im Senegal ist es oft so, dass Eintritte oder Überfahrten für Senegalesen mindestens die Hälfte billiger sind. Neben der Kasse wartete dann schon ein Guide mit einem rießigen Geländewagen auf Teri, Jonas und mich. Ohne einen konkreten Plan fuhren wir kreuz und quer durch das ganze Reservat und machten uns auf die Suche nach den Tieren, die sich frei auf dem Gelände bewegen können. Zu jeder Tierart bekamen wir dann eine kurze Erklärung und hatten ausreichend Zeit die Tiere zu bewundern und auch Fotos zu machen. Wir sahen letztendlich Schildkröten, Hyänen, Gazellen, Antilopen, Strauße, Büffel, Zebras, Rhinozeruse, Affen und Giraffen. Die Giraffen waren mit ihrer Schönheit und unglaublichen Größe wohl unser Highlight. Am Ende der Tour konnten wir dann in einem Restaurant direkt neben einem See mit Krokodilen essen. Auch einige Affen leisten hier den Leuten etwas Gesellschaft und einer der Affen hat sich glatt zu uns an den Tisch gesetzt und uns die Limetten aus den Getränken geklaut. Als Vorspeise gibt es inzwischen keine typischen Erdnüsse mehr, da die Gefahr zu groß ist, dass die Affen alles wegklauen. Wir fanden es natürlich ganz witzig, die Angestellten nicht. Den Abend verbrachten wir dann noch mit einem Spaziergang durch den Markt der nahegelegenen Stadt Mbour. Allerdings waren hier die Verkäufer noch aufdringlicher als in Thiès und wir machten uns nach einer kurzen Hafenbesichtigung auf den Heimweg. Teri musste sich ja schließlich auch auf ihre große Pilgerwanderung vorbereiten, die Samstag Nacht losging.

Für mich und meinen Freund ging der nächste Ausflug nicht nach Popenguine, sondern Sonntagmorgen in Richtung Dakar. Einen 50km-Marsch zwischen tausenden Wolof-redenden Senegalesen wollte ich ihm dann während seines kurzen Aufenthalt doch nicht zumuten. Vom Gare Routier aus machten wir uns auf den Weg in die Hauptstadt Senegals. Durch lange Wartezeiten bis sich das Taxi füllte, kamen wir erst am frühen Nachmittag am Hafen in Dakar an, von wo aus wir auf die berühmte Sklaveninsel "Île de Gorée" übersetzten. Nachdem wir als Weiße dreimal so viel wie die Einheimischen gezahlt haben um die Fähre überhaupt zu betreten und uns beim Ankommen auch noch Touristensteuer abgeknöpft wurden, konnten wir unsere Erkundungstour starten. Schon einige Meter weg vom Ufer, an dem sich zahlreiche kleine Restaurants befinden, kann man in kleine Gassen abbiegen, wovon keine Einzige wie die Andere aussieht. Durch die untschiedlichsten Häuserfarben und -verzierungen ist jeder noch so kleine Winkel schöner als der andere. Alle Straßen führen zu einem kleinen Berg mitten auf der Insel. Auf dem Weg nach oben konnten wir zahlreiche farbenfrohe Kunstwerke senegalesischer Künstler bewundern. Oben angekommen hatte man einen wundervollen Ausblick über die Insel und das Meer, sogar die Skyline von Dakar konnte man erkennen. Nachdem wir uns entschieden auch die Nacht auf der Insel zu verbringen, suchten wir uns einen Platz weitab der Verkäufer und konnten den Sonnenuntergang beobachten. Das kleine und irgendwie auch fast das einzige Hotel auf der Insel, für das wir uns dann entschieden, übertraf übrigens meine Erwartungen bei weitem. Was wahrscheinlich daran lag, dass es im Bad eine RICHTIGE DUSCHE MIT HEIßEM WASSER gab. Habt ihr überhaupt eine Ahnung was es für ein Gefühl ist nach 3 Monaten einmal heiß zu duschen?!

Nach dreimaligem Duschen und einem ausgiebigen Frühstück machten wir uns am Montag morgen dann auf, um die Hauptstadt noch ein wenig zu erkunden. Beim Warten auf die Fähre mischten wir uns dann ausversehen unter eine Gruppe reiselustiger Kreuzfahrer, die ständig ungeduldige Blicke auf ihre Uhren warfen. Schließlich war es ja schon fast 2 Uhr nachmittags und man konnte es doch nicht riskieren Kaffee und Kuchen auf dem Kreuzfahrtschiff zu verpassen. Durch die tatsächliche Verspätung des Schiffes machten wir uns natürlich einen Spaß daraus die wartenden Rentner zu beobachten und uns wilde Szenarien auszumalen. Angetan hatte es uns vor allem der ältere Herr vor uns in der Schlange, der mit seinen weißen Segelsocken in den Trekkingsandalen ungeduldig hin- und her tippelte. Wegen seiner Ferrari-Kappe, die er wohl zum ersten Weltmeistertitel Schumis gekauft hatte, tauften wir ihn kurzerhand Ferrari-Fritz. Er war wie wir dann feststellten allerdings für längere Wartezeiten gewappnet, denn aus seinem ausgeblichenen Lederrucksack ragte ein Regenschirm, der ihn schützen sollte, falls plötzlich die Regenzeit über den Senegal hereinbricht. Gott sei dank war dies nicht der Fall und so kamen wir doch noch trocken und pünktlich zur Kaffeepause auf dem Festland an. Jonas und ich trennten uns dann von der lustigen Reisegruppe und spazierten durch eine fast ausgestorbene Stadt. Dadurch, dass ein Feiertag war und etliche Taxis in Popenguine gebraucht wurden, war kaum eine Menschenseele an den normalerweise meistbesuchtesten Plätzen und wir konnten in Ruhe einen Feiertagsspaziergang genießen. Ausklingen ließen wir den schönen Tag mit einem Besuch beim Wahrzeichen des Senegals. Unsere Diskussion, ob wir nur die Treppen hochlaufen, oder auch noch zum Kopf der Statue im Inneren erübrigte sich bei Ankunft, da die Mitarbeiter um 15:45 Uhr beschlossen, dass jetzt eine gute Zeit wäre um Mittag zu machen und sperrten kurzerhand für eine Stunde zu. Wir genossen dann noch eine Weile den Ausblick und machten uns auf den Heimweg nach Thiès, wo Teri und Barth schon warteten um uns von ihrem erlebnisreichen Wochenende zu erzählen.

Am Dienstag stand dann nochmal ein Tag Erholung am Strand an, diesmal ging es nach Saly. Ich würde ja gerne sagen, dass sich mein Besucher vor dem Heimflug noch etwas bräunen musste, aber der war inzwischen schon fast bräuner als ich.

Am Mittwoch, nachdem ich das letzte Mal für einige Wochen neben meinem Freund einschlafen konnte, stand nichts mehr auf dem Programm und langsam machte sich Abschiedsstimmung breit. Als schöner Abschluss der Woche diente noch der Besuch bei der Kindergruppe „Coeur Vaillantes“, die den dritten Toubab herzlich in ihrer Mitte begrüßte. Es dauerte nicht lange, schon hatten die kleinen Afrikaner ihre kleinen Hände in die von Jonas gelegt und tanzten mit ihm. Wieder einmal konnte ich mich nicht entscheiden wer glücklicher aussah – er oder die Kinder. Am Abend ging es dann zum Flughafen, wo ich mich schweren Herzens von meinem Liebsten verabschieden musste. Somit ging für mich die wohl schönste, spannendste und erlebnisreichste Woche im Senegal bisher zu Ende und jetzt heißt es „13 weeks done – 9 weeks to go“.

xoxo lena