l'aventure africaine

24März2016

Heute ist unser erster Ferientag. Zwar haben wir in der Gemeinde aufgrund der Ostervorbereitungen trotzdem viel zu tun, aber dafür haben wir erstmal Schulfrei. JUHUU so schnell geht’s. Trotzdem bleibt mir in den Ferien nicht so viel freie Zeit, weil meine Schulleiterin mich in der Woche nach den Ferien gleich in allen sechs Jahrgangsstufen gleichzeitig eingeteilt hat und ich in jeder Stunde Katechismus selbst unterrichten soll. Das finde ich schon eine ziemliche große Aufgabe und ziemlich verrückt gleich 13 Stunden auf einmal vorzubereiten, aber ich freue mich natürlich auch darauf die Schüler nun endlich besser kennenzulernen. Zum Glück bin ich mit den Büchern ausgestattet und habe nun die kommenden zwei Wochen Zeit mir etwas Gutes zu überlegen. Ich hatte jetzt übrigens auch schon meine erste selbstgehaltene Unterrichtstunde in Französisch (Lena musste an ihrer Schule ja schon öfter spontan einspringen) und ich fand es glücklicherweise echt richtig cool ! Die Kinder waren soo brav (im Gegensatz zu deutschen Verhältnissen) und arbeiteten super mit. Ich war komischerweise?! gar nicht aufgeregt, die Kinder haben mein Französisch verstanden und die Stunde verging dann wie im Flug. Dienstag abend war dann wieder Deutschunterricht mit den Jugendlichen angesagt und abends waren wir zum Weltpriestertag in der Cathédrale. Es wurden einige neue Priester geweiht und der Bischof kam extra zu uns, in unsere Praktikumsgemeinde St. Anne. Es waren gefühlte 50 Priester vertreten und wir freuten uns, schon jetzt so viele bekannte Gesichter wieder zu erkennen. ( Wir waren ja auch schon mit Einigen von ihnen Abendessen o.ä.)

Jetzt aber zu Mittwoch, also heute:

Auch heute haben wir wieder einige aufregende Dinge erlebt. Ich würde fast sagen, es war der bisher spannendste Tag bei uns hier im Senegal. Ich weiß, das schreibe ich hier echt jedes Mal, aber dieser Tag hat mal wieder alles andere, was wir bis jetzt erlebt haben, getoppt.

Wir planten spontan den Tag in Popenguine zu verbringen und gingen nach dem Frühstück eigenständig los. Unser Bruder Bart zeigte uns ja das letzte Mal den Weg, also fühlten wir uns heute nun auf jeden Fall bereit den Weg alleine anzutreten. Wir nahmen uns ein Taxi von unserem Haus aus in die Stadt Thies bis zu einem großen „Taxibahnhof“. Wir waren dort ja schon letzte Woche mit Bart aber heute sah für uns alles irgendwie ein bisschen anders aus. Der Taxifahrer ließ uns woanders raus und es war gar nicht so leicht sich zu orientieren. Kaum stiegen wir aus dem Taxi standen gleich einige Senegalesen um uns herum und versuchten uns ihr Taxi für einen völligst überteuerten Preis aufzuschwätzen. Dann gibt es noch eine Vielzahl von afrikanischen „Big-Mamas“, die uns ihre riesigen Mandarinen-Packungen oder Erdnuss-Packungen in unser Gesicht hielten und uns somit völlig die Sicht und auch den Weg versperrten. Außerdem waren hier auch besonders viele Bettelkinder, die uns ständig an den Rockzipfeln klebten. Es ist echt schlimm, weil diese vielen muslimischen Kinder, die morgens bis abends zum Betteln geschickt werden und nicht zur Schule gehen dürfen, gibt es in jeder Ecke der Stadt. Es macht uns echt traurig, aber wenn man ihnen Geld gibt, unterstützt man gleichzeitig ihre Eltern, die ihren Kindern keinen Schulbesuch ermöglichen. Die Kinder sind sehr dreckig, haben keine Schuhe und stehen dort wirklich den ganzen Tag bei dieser Hitze.

Als wir uns dann von den vielen Menschen, die uns auf Wolof anredeten, nachpfiffen und zuzischten (Ja wirklich )losreißen konnten, fanden wir nach einer halben Stunden in dem „Auto-Wirrwarr“ nun endlich einen Bus, der in unsere gewünschte Richtung fahren sollte. Es glich dort eigentlich eher einem Schrottplatz, da die Autos zum Teil schon völlig zerstört sind. Wir waren erleichtert im Bus nun erstmal in Sicherheit zu sein, stiegen ein und freuten uns auf den bevorstehenden Strandaufenthalt. Doch Pustekuchen!!!

Minuten vergingen. Nicht nur 10 oder 20!! Wir saßen wirklich (!!!!) mehr als zwei ganze Stunden in dem stickigen Bus am Busbahnhof und warteten auf seine Abfahrt. Aber nicht nur wir, auch die anderen Leute im Bus ( circa 10 ) mussten so lange warten. Für sie war es scheinbar das Normalste auf der Welt, aber wir waren uns schon wirklich nicht mehr sicher, ob sich die lange Fahrt für den kurzen Aufenthalt dann noch rentiert. Wir blieben im Endeffekt dann doch im Bus (da wir auch schon gezahlt hatten) und überbrückten mit „Wer bin ich- Ratespielchen“ die Zeit. Ausruhen oder ähnliches war leider unmöglich, da jede zwei Sekunden Verkäufer von Sandalen, Obst oder Holzstäbchen ( darauf kauen alle Afrikaner, um ihre Zähne zu säubern) ihre Produkte durch unsere Fensterscheibe steckten. Selbst wenn du sie für 20 Minuten nicht beachtest, keinerlei Interesse zeigst und auf ihre stundenlange lautstarke anpreisende Rede keine Antwort gibst, bleiben sie immer hartnäckig. Ihr könnt es euch vllt schlecht vorstellen, aber es war echt verrückt. Als die Fahrt dann losging, fing das nächste Abenteuer an. Ganz hinten im Bus gab es mal wieder große Meinungsverschiedenheiten zwischen zwei Passagieren. Es kam zu einer lautstarken Auseinandersetzung, wobei uns echt ein bisschen mulmig zu Mute wurde. Der Busfahrer ist dann aber extra stehen geblieben und hat versucht alles zu klären, damit sich die Situation beruhigt und sie sich nicht völlig die Köpfe einschlagen. Zum Glück mussten wir dann ausstiegen, den die eine Frau hat sich nur schwer beruhigen lassen und wir wollten da lieber nicht zusehen. Da war also mal wieder ganz schön was los. Auf dem Weg zu der kleinen Stadt, begegneten wir auch wieder viele große Rinderherden mitten auf der Straße, aber auch einige Ziegen. Eine Ziege wurde schon von einem Auto erfasst, was auch nicht so angenehm anzusehen war. Außerdem fahren wir auf dem Weg zur Stadt immer an riesigen Müllbergen vorbei. Am Strand angekommen gönnten wir uns dann erstmal leckere Calamari zum Essen und entspannten uns von den vielen Eindrücken. Es war dort wieder so wunderschön, da außer uns nur einige afrikanische Frauen mit riesigen Schalen voller Schmuck auf ihren Köpfen, waren. Ihr könnt euch ja vorstellen, dass sie uns, den einzigen „Toubabs“, natürlich Allesmögliche andrehen wollten. Wir haben uns dann aber nur zu einem einzigen süßen „Freundschafts-Fußbändchen“ durchringen lassen.

Der Heimweg verlief dann eigentlich relativ reibungslos. Zwar haben wir uns am Anfang kurz verlaufen, aber die Fahrt ging dann relativ fix. Eine sehr temperamentvolle Afrikanerin (wie gefühlt Alle Frauen hier, besonders die Lehrerinnen) unterhielt natürlich wieder mal den ganzen Bus, weil sie es als Einzige nicht einsah, den Einheitspreis des Taxis zu bezahlen. Als sie den Bus dann endlich an einer kleinen Kreuzung irgendwo im Nirgendwo verließ, erklärten uns die übrigen Männer im Bus die Situation und witzelten uns über sie vor. Das war ziemlich süß von ihnen. Auch der letzte Taxifahrer des Tages, der uns dann noch das Stück bis zu Haustür heimfuhr, war dann nochmal der Knüller. Wir schlugen ihm vor, ihm für die Heimfahrt jeweils 600 fr. zu zahlen. Es war aber so lieb und verlangte selbst von uns „Toubabs“ nur 400 fr. Dann erzählte uns der freundliche und offene Moslem noch ein paar Geschichten aus seinem Leben und wir lernten ihm sogar einige Wörter auf Deutsch. Pünktlich 10 Minuten vor halb 9 kamen wir bei uns zu Hause an. Leider erfuhren wir dann, dass sich unsere Gastfamilie schon Sorgen gemacht hat, obwohl wir ihnen eigentlich Bescheid gegeben hatten, dass wir den ganzen Tag unterwegs sein werden. Das war ein doofes Missverständnis, aber wir konnten dann zum Glück alles klären.

Es war so ein krass verrückter Tag, aber wir sind auch bisschen stolz, dass wir alles eigenständig so „gemanaged“ haben. Es ist eben Afrika!!!!!! Vielleicht braucht es doch noch bisschen, bis wir zu „waschechten“ Senegalesen werden und uns an alles gewöhnt haben. Trotzdem bin ich total verliebt in dieses Land und freu‘ mich so mega auf die Zeit, die noch kommen wird.

LOVE, Teri  

P.S. Bilder reiche ich nach ;-)