Mer de bougies

06März2016

Als uns gestern nach dem Deutschunterricht einige Jugendliche fragten, ob wir denn Lust hätten noch mit Ihnen an einer Veranstaltung für alle katholischen Jugendlichen der Stadt teilzunehmen, haben wir, ohne genau zu wissen, was die Veranstaltung beinhaltet, eingewilligt. Auf unsere Nachfrage was genau wir machen, bekamen wir zur Antwort, dass wir mit allen Jugendgruppen unserer Pfarrgemeinde St. Anne zum "Place de la France" ziehen, uns dort mit den restlichen Jugendlichen der Stadt treffen und dort dann beten, tanzen und singen. Wirklich etwas darunter vorstellen konnten wir uns nicht, aber schon allein durch die Vorfreude der jungen Erwachsenen, liesen wir uns von der positiven Stimmung anstecken.

Als Treffpunkt galt die Kathedrale St. Anne, an der wir uns um 9 Uhr, als es bereits dunkel wurde, versammelten. Während hunderte Jugendliche durch das Tor strömten, wurden von einer Gruppe Mädchen, kleine selbstgebaute Kerzenlichter verkauft, die als kleine Fackeln dienen sollten. Ein Licht kostete 100 CFA, was umgerechnet vielleicht 20 Cent sind. Die Kreativität für die Bauweise erstaunte uns, denn die langen weißen Kerzen, steckten in einem Plastikbecher, in den ein Loch mit genau passendem Durchmesser gebohrt war - eine simple und doch sehr gute Idee. ( Dass die Plastikbecher aber auch schnell durch die Flammen schmelzen können, fiel mir nach ein paar Minuten auch auf, als sich das Wachs über mir ergoss, das durch das Loch des Bechers tropfte, welches inzwischen durch mein etwas ungeschickte Halten der Kerze, entstanden war. ) 

Kurz bevor wir uns auf den Weg machten, wurde ein Kreuz, das bestimmt 3 Meter lang war, geholt und von den Vorständen der verschiedenen Jugendgruppen stolz vorne weg getragen. Auch zwei Jugendliche aus unserem Deutschkurs waren unter den Trägern und ihre Augen glänzten, als sie uns voller Stolz anlächelten. Nach dem Beten des Vater Unser und des Ave Maria ( das wir vielleicht endlich mal auf französisch auswendig lernen sollten ) gingen wir um ca 10, als es nun komplett dunkel war, los. Auf dem Weg nahmen uns auch immer wieder einige Mädchen, an die Hand, dass wir nicht verloren gingen. 

Je mehr Meter wir zurück legten, desto lauter und begeisterter sangen die unfassbar vielen jungen Gläubigen ihre Lieder. Egal, wo wir hinschauten, gab es keinen Einzigen, der still war und sich nicht an den Gesängen und Gebeten beteiligte. Auch, wenn wir kaum einen Satz wirklich gut verstanden, ließen wir uns von der Begeisterung anstecken und sangen lauthals mit, weil es sowieso Niemanden interessierte, ob man richtig oder falsch singt, hauptsache man macht voller Freude mit. Auf halber Strecke wurden dann, die vorher erworbenen Kerzen entzündet und die Menschenmenge, die davor noch in der Dunkelheit den Weg entlang ging, verwandelte sich in ein Lichtermeer.  Es war so ungewohnt, aber gleichzeitig so unfassbar schön, so viel Glaubeauf einem Fleck zu erleben.

Nach einer guten halben Stunde, kamen wir am besagten Platz, zeitgleich mit den anderen Jugendgruppen der Diözese an. Eine Gruppe sang wundervoller, als die Andere und jede Gruppe versuchte die Lauteste zu sein. Wir bewegten uns schnell auf das Theatron, das sich in der Mitte des Platzes befand, zu, um gute Plätze zu ergattern. Wir schafften es dann auch tatsächlich in die erste Reihe. Geschätzt 2000 Jugendliche ließen uns somit, an ihrem Glauben, ihrer Gemeinschaft und ihrer deutlich spürbaren Begeisterung teil haben.

Man kann sich ein solch intensives Erleben von Glaube nur schwer vorstellen und auch wir selbst können es kaum beschreiben. Das Gefühl von Aufgehoben sein, in einer Gemeinschaft, in der Jeder gleichwertig ist, egal woher er kommt, wie viel Geld er hat, oder welche Besonderheit er hat, ist nur schwer vergleichbar mit einem anderen Erlebnis und es wäre so wichtig, dass jeder Mensch auf dieser Welt einmal die Chance hat so etwas zu erfahren. Wir für unseren Teil, sind unendlich froh, dass wir die Möglichkeit der Teilnahme an einem solchen Event, erhalten haben. ( Somit hatten wir zumindest einen kleinen Weltjugendtag, wenn wir an dem in Polen schon nicht teilnehmen können. )

xoxo lena