sans sommeil

28März2016

Am Samstag lernten wir spannenderweise endlich mal den Rest unserer Gastfamilie kennen. Die beiden Gastschwestern, also die Kinder von Joséphine reisten extra für die Feiertage an, um Ostern im Kreise ihrer Familie zu verbringen. Beide sind auch etwa Ende 20 Jahre alt und deswegen unterschiedlich weit verstreut. Emily wohnt normerweise in der Hauptstadt Dakar, um dort nach ihrem Studium noch ein Praktikum zu absolvieren und Chantal ist Model und war bis vor kurzen die ganze Zeit in Frankreich und Deutschland unterwegs. Am Nachmittag durften wir dann endlich erstmals unserer Gastfamilie bei den Vorbereitungen für das Abendessen helfen. Die Haushälterin war an diesem Tag nicht mehr da, weil sie ebenfalls Ostern in ihrer eigenen Familie verbringen wollte. Wir schnippelten mit Emily den Salat, während alle anderen Familienmitglieder sich beim Frisör erstmal ein paar neue Perücken gönnten (tragen hier 90 % aller Frauen- sooo komisch) oder Extentions machen ließen. Auch uns wurde gesagt, dass wir uns für die Osternacht so schick wie möglich machen sollten. Alle brezeln sich hier so auf, als würden sie auf ihren eigenen Abschlussball gehen, es ist echt verrückt ! Zum Glück hatten wir ein paar einigermaßen schicke Kleider dabei und konnten uns somit angemessen kleiden.

Normalerweise gibt es bei uns ja wirklich jeden Tag um Punkt 20:30 Uhr auf die Sekunde Abendessen. Aber diesmal lief mal wieder irgendwie alles anders, denn es war schon kurz vor halb 10 und das Essen stand immer noch nicht auf dem Tisch, obwohl es doch eigentlich bereits von uns fertig prepariert war. Das Problem war ja eigentlich nur: Um 10 Uhr fängt die Osternacht in der Catédrale bereits an. Um Punkt halb 10 gab es dann schließlich doch noch Essen. !!!Buffet!!! Also eigentlich super geil. Jedoch mussten wir nach einigen hektischen Bissen und einem halbvollem Teller dann aber leider schon los düsen. Für uns war es unbegreiflich, wie man den ganzen Tag für so viele Stunden mühevoll etwas vorbereiten kann und dann im Endeffekt fasst alles stehen lassen kann. Echt Schade. Zwanzig Minuten vor Beginn der Kirche fiel unseren Brüdern noch spontan ein, noch unter die Dusche zu springen und ihr FC-Bayern-Trikot in einen edlen Anzug oder in ein traditionelles senegalesisches Gewand zu wechseln. Dann fuhren wir um 5 vor 10 mit dem Auto (der Fußweg ist meiner Meinung nach kürzer) los zur Cathedrale. Die Autofahrt mit unserer Gastmutter ist übrigens jedes Mal immer ein Abenteuer für sich, denn oft ist uns danach wirklich schlecht.;-)

Wie bei uns startet auch dort der Gottesdienst vor der Kirche auf dem Kirchplatz mit dem traditionellen Osterfeuer. Diesmal hielt zu diesem besonderen Anlass wieder der Bischof die Messe, weil unsere Praktikumsgemeinde ja die Dompfarrei ist. Vor der Kirche gab es wunderschöne von Kindern gestaltete Kerzen zu kaufen. Wir sahen in der Messe überraschenderweise außerdem einige Deutsche. Auch eine Pfadfindergruppe aus Bamberg ist seit Neuesten in Thies angekommen. Die Messe war zum Glück auf französisch und sehr eindrucksvoll. Der Chor sang wunderschöne Lieder und es war sehr festlich. Zusätzlich wurden einige Personen während der Kirche getauft und somit feierlich in die Gemeinschaft mit aufgenommen. Sie waren vorher Muslime und wollten nun zur katholischen Kirche konvertieren. Die Kirche dauerte ungelogen genau 3,5 Stunden, das heißt von 10 Uhr bis Punkt halb 2. Das war echt verrückt, aber da die Messe echt sehr schön war, verging die Zeit schnell. Nach der Kirche war natürlich „Frohe Ostern wünschen“ ansagt. Man sagt hier: „Allelujah, bonne fête!“.

Um kurz vor 2 kamen wir dann wieder zu Hause an. Wir saßen traditionellerweise mit der gesamten Familie noch zusammen und unterhielten uns. Geilerweise gab es sogar eine Schachtel mit deutscher Schokolade, die rumging. Um 2 Uhr nachts, nach der Messe war dann aber nicht schlafen angesagt, sondern FEIERN und zwar die ganze Nacht. Hier ist es Brauch, dass alle Jugendliche nach der Ostermesse und die restlichen Tage nach Ostern immer feiern gehen. Im Zentrum gibt es eine Art Disco, die aber von der Kirche organisiert ist, in der sich alle Christen aus Thies treffen. Es war echt verrückt aber ein mega Spaß, den wir uns nicht entgehen lassen wollten. Wir tanzten dann im Endeffekt auch wirklich die ganze Nacht, bis halb 7 durch. Es lief nigerianische Musik, die hier echt mega von allen Jugendlichen „gefeiert“ wird. Die Nacht war auf jeden Fall ein Heidenspaß und die Jungs brachten uns auch gut nach Hause. Zum Glück trafen wir in der Früh auch unseren Gastbruder Bart, der ebenfalls von einer Party heimging, der uns dann das Haus aufsperrte. Zusammen mit ihm redeten wir dann noch den ganzen Morgen auf unserer Terrasse über Gott und die Welt. An schlafen hat hier wirklich niemand gedacht.

Der darauffolgende Tag war dann natürlich wirklich hart zu überstehen. Jedoch waren wir nicht die Einzigen, die müde waren. Auch unsere Gastmutter hielt zum Beispiel direkt nach der Ankunft in einem naheliegenden Dorf, wo alle Verwandten der Familie wohnen, ein Nickerchen. Es war echt witzig, weil gefühlt das ganze Dort nur aus unterschiedlichen Verwandten der Familie besteht. Wir wünschten natürlich Jedem „Frohe Ostern“ und aßen anschließend zusammen. Es gab Kartoffeln, Hühnchen, Pommes, Bohnen, Salat, wie fast immer, wenn ein besonderes Ereignis ansteht. Nach dem Essen richteten uns die Verwandten liebevoll ein Bett her, in dem wir dann den ganzen Nachmittag schlafen durften. Zwar war es für uns ein bisschen komisch dort den ganzen Tag zu verschlafen, aber unsere ganze Familie konnte die Siesta sichtlich gebrauchen. Leider war für mich das Schlafen eigentlich unmöglich, weil es sooo heiß war. Auf dem Dorf war es 1000Mal wärmer als In Thies selbst und es gab dort keinen Ventilator o.ä. Trotzdem war es interessant einen neuen Ort und neue liebe Leute kennenzulernen, und der Tag war keineswegs umsonst.

trsa